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Alle mal säbeln. Senatorin Sandra Scheeres (r.) griff beim Besuch in der Lernwerkstatt zu Kontrabass und Bogen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Kreativität für Kinder: Lernen um die Ecke

Im Wedding sollen Schulen und Kitas private Lernwerkstätten stärker nutzen. Beim Basteln und Probieren wird nebenbei die Sprachkompetenz gefördert.

Aus 15 Kreidetönen die eigene Hautfarbe mischen oder bei Schlechtwetter mal einen Brief an einen Berliner schreiben, der mit Nachnamen Sommer heißt. In der „Lernwerkstatt Museum“ im Brunnenviertel im Wedding lernen Kita- und Schulkinder bei der bildenden Künstlerin Ulrike Markert, indem sie sich entdecken und ausprobieren.

Die Lernwerkstatt ist eine von vier Lernwerkstätten im Brunnenviertel im Wedding, die ihre Arbeit für Kinder und Jugendliche bislang durch private Spenden der Lichtburg-Stiftung finanzieren. Seit Januar unterstützt die Senatsverwaltung für Bildung die Arbeit der Lernwerkstätten für dieses Jahr mit 25 000 Euro. Gestern haben sich die Lernwerkstätten erstmals Lehrern und Erziehern präsentiert, denn Kitas und Schulen sollen die Angebote um die Ecke stärker nutzen. Auch Schulsenatorin Sandra Scheeres nahm an der Veranstaltung teil.

Neben der Lernwerkstatt über ein Museum gibt es Einrichtungen für Physik, für Neue Medien und Theater sowie ein „Klingendes Museum“. Alle vier Lernwerkstätten liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Drei Schulen und acht Kitas sind nun an dem Programm beteiligt, darunter die Vineta-Grundschule, die Heinrich-Seidel-Grundschule und die Gustav-Falke-Schule. Im November soll über weitere Förderungen entschieden werden.

Die Senatsverwaltung betont vor allem die sprachliche Förderung der Kinder durch das Projekt. Rund 75 Prozent der Kinder im Brunnenviertel kommen demnach aus bildungsfernem Elternhaus, die Mehrheit habe eine andere Muttersprache und Probleme mit Deutsch. Sprachförderung? „Das passiert bei mir nebenbei“, sagt Ulrike Markert von der Lernwerkstatt Museum. Nicht indem sie korrigiert, sondern mit ihren Materialien die Kinder dazu anregt, von selbst Geschichten zu erzählen. Durch neue Materialien lernen die Kinder neue Wörter. Zwischendurch streue sie selbst ihre Sprachkenntnisse ein, sage etwas auf Spanisch oder trumpfe auf Türkisch mit „Warte, mein Schatz“.

Andrea Buchweitz von der Kita Sternenhimmel im Brunnenviertel schätzt die Angebote der Lernwerkstätten. Schon vor drei Jahren habe sie über das Quartiersmanagement von der Lernwerkstatt Zauberhafte Physik erfahren, in der Kinder mit Alltagsgegenständen experimentieren können. Seitdem verfolge sie regelmäßig das Programm. In den Lernwerkstätten gebe es auch anderes Material, neue Instrumente, die in der Kita nicht zur Verfügung stehen, etwa ein Cello.

„Personen kommen und gehen, staatliche Institutionen bleiben“, sagt Rita Wolffsohn von der Lichtburg-Stiftung. Seit zehn Jahren engagiere man sich deshalb im Bezirk, dennoch seien die Projekte nicht gesichert. Dabei sind sie gefragt, nicht nur bei Kindern. Auch Erzieher suchen Anregungen für die eigene Arbeit. Und Kita-Gruppen tut es immer gut, aus den eigenen Räumen herauszukommen.

Im Alltag sieht Betreuerin Buchweitz jedoch ein Problem. Um die Lernwerkstatt um die Ecke mit 15 Kindern tatsächlich besuchen zu können, brauche es zwei Erzieher, um die Kinder sicher zur Lernwerkstatt zu bringen und die Aufsichtspflicht der Kita zu erfüllen. Wenn eine Erzieherin krank ist, muss der Besuch kurzfristig abgesagt werden. Mindestens drei Mal sei das schon vorgekommen.

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